The Tragedy of the Commons?
Überfischung der Meere, Überweidung von Grasland, Luftverschmutzung: sobald eine natürliche Ressource uneingeschränkt allen Menschen zur Verfügung stehe, werde jeder versuchen, für sich so viel Ertrag wie möglich zu erwirtschaften. Dies funktioniere solange, wie das Gut nicht erschöpft wird. Sobald jedoch die Zahl der Nutzenden über ein bestimmtes Mass hinaus ansteige und jeder nach wie vor versuche, seinen Ertrag zu maximieren werde die Ressource geschädigt.
Die Kosten, die durch den Raubbau entstünden, trage die Gemeinschaft. So beschreibt es Garrett Hardin in seinem bekannten Artikel «The Tragedy of the Commons». Seine Aussagen dienten vielen als Argument, als Handlungsmöglichkeiten gegen die Übernutzung entweder Privatbesitz oder öffentliches Eigentum mit bestimmten vergebenen Nutzungsrechten zu propagieren.
Gemeingut als Beispiel einer nachhaltigen Ressourcennutzung
Entgegen der Dynamik der zunehmenden Übernutzung zeigen Jahrhunderte alte kollektive Nutzungssysteme auf der ganzen Welt, dass gemeinschaftlich genutzte Güter wie Weiden, Wasser und Wälder sehr wohl nachhaltig genutzt werden können. Eine institutionalisierte lokale Kooperation der lokalen Nutzer kann, nach der bekannten Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom, sowohl staatlicher Kontrolle als auch Privatisierungen überlegen sein. Bei einer Vielzahl von Feldstudien zeigte sich, dass bei robusten Systemen bestimmte Bedingungen wie folgende erfüllt waren: eindeutige und akzeptierte Grenzen zwischen legitimen Nutzern und Nichtnutzern, an lokale Bedingungen angepasste Regeln der Nutzung der Gemeingüter, Beteiligung der Nutzer bei der Anpassung der Nutzungsregeln, Überwachung der Einhaltung der Regeln, abgestufte Sanktionsmöglichkeiten bei Regelverstössen, Mechanismen zur Konfliktlösung sowie die Anerkennung der Selbstbestimmung der Gemeinschaft durch übergeordnete Regierungsstellen. Es besteht somit eine grosse Bandbreite von (kollektiven) Handlungsmöglichkeiten und Organisationsformen für eine nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen.
Zukunftsfähige Kooperationen
Hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit von kollektiven Nutzungssystemen ist das Zusammenwirken von lokalem Wissen zur Nutzung von Gemeingütern und nationalen (und internationalen) Politiken, zum Beispiel zum Schutz von Arten und Lebensräumen, unerlässlich. Gemeingüter haben zudem das Potenzial, eine Verbindung zwischen lokalen kollektiven Organisationen und weiteren Bevölkerungskreisen herzustellen, zum Beispiel im Rahmen von neuen Kooperationsformen in der Produktion von Nahrungsmitteln oder in der Landschaftspflege.
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Dieses Erklärvideo ist in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Graubünden und das Institut für Multimedia Production entstanden.
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📃 Artikel, Studien und Literatur
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📃 Der Artikel The Tragedy of the Commons von Garrett Hardin (1968) stimulierte die weltweite Commons-Diskussion.
📃 Das Buch Governing the Commons von Elinor Ostrom (1990) zeigt auf, welche Potenziale kollektivem Handeln bei knappen natürlichen Ressourcen innewohnen. Im Artikel Revisiting the Commons von 1999 wird die Diskussion noch einmal aufgenommen und erweitert, insbesondere hinsichtlich der Notwendigkeit des Erhalts von institutioneller Diversität.
📃 In Zeitungsartikel Commons - Kompliziert und unentbehrlich wird thematisiert, was man von den Erfahrungen im Alpenraum für eine umfassendere gesellschaftliche Debatte um Gemeingüter lernen kann.
📃 Der Taleinungsbrief der Gemeinde Grindelwald zeigt beispielhaft auf, wie die gemeinschaftliche Nutzung der Alpen innerhalb von Bergschaften (Alpgenossenschaften) organisiert wird und welche Regeln gelten.
📃 In der Oberallmendverordnung der Korporation Schwendi wird beispielhaft ersichtlich, welche Rechte und Pflichten mit der nachhaltigen Nutzung einer Alp verbunden sein können.
📃 In der Publikation Traditionelle Bewässerung – ein Kulturerbe mit Zukunft? wird die gemeinschaftlich organisierte Bewässerung des Wallis beschrieben und die Frage nach deren Zukunft gestellt.
📃 Auf der Website Neues Gemeinwerk zum Erhalt der Kulturlandschaft werden Vorteile und Herausforderungen der Zusammenarbeit zwischen kollektiven Körperschaften und Freiwilligen beschrieben.
🎥 Im SRF DOK-Film Fürs Essen auf den Acker – 1 Hof mit 500 Bauern wird aufgezeigt, wie Landwirtschaft auch funktionieren könnte: «Solidarische Landwirtschaft» heisst das Prinzip.
Die International Association for the Study of the Commons ist ein Netzwerk von Forschenden, Praktiker:innen und weiteren Entscheidungsträger:innen, die sich für das Thema «Commons» interessieren.
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