Im Dezember hat sich die SIRC-Gruppe ein letztes Mal in Bern zusammengetan. Diesmal ging es um Kollaboration für Systemwandel: Es wurden Vernetzungen gemacht und wir haben unsere wichtigsten Hebelpunkte diskutiert.
Die Idee hinter SIRC
Als zentrales neues Element des vertieften gemeinsamen strategischen Lernens und Reflektierens (SIRC – Strategic Impact Reflection Circle) bringen wir bestimmte Vertreter:innen unserer Testprojekt-Partner in regelmässigen Zyklen zusammen. In dieser Gruppe soll eine vertiefte Auseinandersetzung mit Erkenntnissen zu systemischem Wandel und kollektiver Wirkung vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen aus den Testprojekten stattfinden. Zudem wollen wir in der Gruppe eine Auseinandersetzung mit den Interdependenzen der einzelnen Akteure im Gesamtsystem ermöglichen und uns mit Fragen der Wirkungszusammenhänge und Wirkungsdokumentation auseinandersetzen.
2024 haben sich die SIRC's anhand folgender Themen und Fragestellungen strukturiert.
Theory of Change: Was ist unser gemeinsames Verständnis von systemischem Wandel und wie tragen unsere individuellen Beiträge zur Erzeugung Wirkung bei?
Ecosystem Awareness: Wo und wie können wir als Community am effektivsten zum Systemwandel in unserem Umfeld beitragen (Hebelpunkte & Herausforderungen)?
Collaboration for Systems Change: Wie können wir gemeinsam mehr Wirkung erzeugen?
Wo und wie gestalten wir Wirkung?
Leverage Points und Akupunkturpunkte bieten zwei komplementäre Ansätze, um wirkungsvoll systemischen Wandel zu gestalten. Gemeinsam bieten diese Methoden eine Kombination, um sowohl umfassende Transformationen anzustossen als auch spezifische Herausforderungen gezielt anzugehen. Unser Moderator Severin von Hünerbein hat den Teilnehmenden diese Konzepte nähergebracht.
Leverage Points: Strategische Hebel für Wandel
Leverage Points, oder Hebelpunkte, sind strategische Stellen innerhalb eines Systems, an denen eine gezielte Veränderung eine weitreichende Wirkung entfalten kann. Diese Hebelpunkte können in den physischen Strukturen, den Interaktionen zwischen Elementen oder in den Paradigmen liegen, die die Dynamik des Systems formen. Ein systemischer Ansatz erfordert jedoch nicht nur die Identifikation solcher Hebel, sondern auch die Fähigkeit, flexibel und adaptiv mit der Komplexität und Nichtlinearität sozialer Systeme zu interagieren. Statt ein System zu kontrollieren, geht es darum, mit seinen Dynamiken zu "tanzen" – eine Metapher, die Donella Meadows prägte. Dies bedeutet, kontinuierlich zu lernen, sich anzupassen und mit Feedbackschleifen zu arbeiten, um nachhaltige und transformative Veränderungen zu ermöglichen.
Im Rahmen des SIRC III haben die Projekte ihre Leverage Points identifiziert und miteinander geteilt und überdacht. Bei dem Projekt “Lang Leben unseren Produkten” wurden zum Beispiel folgende Leverage Points definiert: die Fortschritte der grössten Einzelhändler in CH zu messen und Druck auf sie auszuüben, damit sie ihre Geschäftsmodelle ändern oder auch die Sichtbarkeit und den Marktanteil von Lösungen (Reparatur, Wiederverwendung, Wiederaufbereitung) zu erhöhen, um Druck auf die Einzelhändler auszuüben, damit sie ihre Geschäftsmodelle ändern. Das One Planet Lab identifizierte als Leverage Point unter anderem die Notwendigkeit Suffizienzlösungen sichtbar zu machen, um den Boden für neue politische Massnahmen zu bereiten und Suffizienzmassnahmen attraktiv zu machen aber auch die Zusammenarbeit mit kleinen und grossen Medien, um den öffentlichen Diskurs zu verändern oder die Öffentlichkeit für die Notwendigkeit von Suffizienz und Degrowth zu sensibilisieren.
Akupunkturpunkte: Präzise Interventionen mit grosser Wirkung
In der Systemtheorie inspiriert das Konzept der Akupunkturpunkte von der traditionellen chinesischen Medizin, bei der gezielte Stimulation an spezifischen Punkten des Körpers Balance und Gesundheit fördern soll. Im Kontext systemischer Veränderung stehen Akupunkturpunkte für klar definierte, praktische und lokal umsetzbare Massnahmen, die tiefgreifende Auswirkungen auf das Gesamtsystem haben können. Beispiele aus der Praxis sind Initiativen wie die Förderung regionaler Lebensmittelkreisläufe, die Ausweitung autofreier Zonen in Städten oder die Unterstützung von Kleinstunternehmen bei der Einführung zirkulärer Geschäftsmodelle. Diese zielgerichteten Eingriffe dienen als Katalysatoren für systemischen Wandel, indem sie gezielt wichtige Bereiche adressieren und transformative Prozesse in Gang setzen.
Marktplatz für Systemwandel
Die Übung „Marktplatz für Systemwandel“ gab den Teilnehmenden zuletzt die Möglichkeit, Ressourcen auszutauschen und gemeinsam Ideen für Veränderungen zu entwickeln. Jede*r konnte aufschreiben, was sie oder er der Gruppe anbieten kann („Ich kann anbieten…“) und wobei Unterstützung gebraucht wird („Ich könnte Hilfe gebrauchen…“). Diese Beiträge wurden an einer Pinnwand gesammelt, sodass die Teilnehmenden in kurzen Gesprächen gezielt Synergien entdecken und konkrete Kollaborationsmöglichkeiten identifizieren konnten.
Die Übung war ein inspirierender Abschluss, bei dem viel Ideen für Zusammenarbeit entstanden sind. Es war toll zu sehen, wie viele unterschiedliche Perspektiven und Expertisen wir in der Gruppe vertreten hatten. Wir schliessen den SIRC 2024 mit neuen Einsichten, gestärkten Netzwerken und einer klaren Motivation, gemeinsam Veränderungen voranzutreiben.
Wir danken herzlich allen Testprojekten die in unserer ersten Durchführung des SIRC teilgenommen haben!
GreenUP
Fondation Zoein
One Planet Lab
Greenup
Monda Futura
Au Reverre / Sanu Durabilitas
Greenpeace
Impact Hub Zurich
Sanu
Hub des possibles
Hub Neuchatel
Acker Schweiz
Protein Transition Switzerland
Purpose Schweiz
Collaboratio Helvetica
Protein Transition Switzerland
Rethink tomorrow
Freudenau
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