Obwohl wir alle wissen, dass Nachhaltigkeit wichtig ist, sind die meisten von uns voller guter Vorsätze, die nicht in die Tat umgesetzt werden. Die Forscherinnen und Forscher der schweizerischen Beobachtungsstelle für nachhaltigen Konsum beleuchten anhand der Ergebnisse ihrer ersten nationalen Umfrage zu nachhaltigem Konsum unsere Konsumgewohnheiten und -probleme und zeigen auf, was wir daraus lernen können.
Die Wahl eines fleischlosen Mittagessens oder das Flicken einer zerrissenen Hose, anstatt sie wegzuwerfen, mag irrelevant erscheinen, wenn es darum geht, eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen. Der ökologische Fussabdruck unserer Gesellschaft wird jedoch stark von unseren kollektiven Konsumentscheidungen geprägt, d. h. davon, was und wie viel wir konsumieren und wie wir diese Entscheidungen treffen.
Die Herausforderung, einen umweltfreundlicheren Lebensstil der Menschen zu fördern, liegt in der Bereitstellung von evidenzbasierter Unterstützung für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft, um ihnen bei der Umsetzung von Massnahmen zur Förderung eines nachhaltigeren Konsums zu helfen. Zu diesem Zweck wurde das Swiss Sustainable Consumption Observatory (SSCO) ins Leben gerufen, eine regelmässige Querschnittsbefragung der Schweizer Bevölkerung in allen Regionen, die von Forschern der Universität Lausanne, der ZHAW und der ETH Zürich durchgeführt wird: Es soll Einblicke in unser (Konsum-)Verhalten und in Trends in Bezug auf nachhaltigen Konsum geben. Wir konzentrieren uns auf die Konsumbereiche Lebensmittel, Unterhaltungselektronik und Textilien, die einen grossen Teil der Haushaltseinkäufe ausmachen. Die erste Erhebungswelle zählte mehr als tausend Teilnehmer aus allen Schweizer Kantonen. Die Teilnehmer gaben Auskunft über ihr Verhalten in diesen Bereichen sowie über Hindernisse für einen nachhaltigen Konsum, demografische Faktoren und verschiedene psychologische Merkmale wie die Identifikation mit der Natur, grüne Konsumwerte und soziale Normen.
Die erste Befragungswelle gab uns einen aufschlussreichen Einblick in das Konsumverhalten der Schweizer Bevölkerung. So sind die meisten Befragten sehr aufgeschlossen gegenüber dem Reparieren von Kleidern, dem Kauf von gebrauchten Mobiltelefonen oder dem Verzehr von Lebensmitteln nach Ablauf des Verfallsdatums, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden. Die Umfrage zeigte jedoch auch eine deutliche Diskrepanz zwischen diesen Bestrebungen und dem tatsächlichen Verhalten der Menschen (nur sehr wenige gaben an, ihre Kleidung tatsächlich zu reparieren). Auf die Frage nach den Gründen, die sie davon abhalten, verantwortungsbewusster zu konsumieren (siehe Abbildung), äusserten die meisten, dass es Sache der Behörden, der Unternehmen und der Gesellschaft sei, mehr zu tun, um nachhaltige Produkte für alle zugänglich und erschwinglich zu machen. Misstrauen gegenüber den Behauptungen der Unternehmen und der Verdacht auf Greenwashing waren einige der Ausreden dafür, weniger nachhaltige Produkte zu kaufen. Persönliche Gründe, wie Zeitmangel und Bequemlichkeit, wurden dagegen als weniger relevant angesehen.
Interessant ist jedoch, dass es offenbar individuelle Persönlichkeitsmerkmale und Einstellungen sind, die erklären, warum einige von uns nachhaltigeres Verhalten an den Tag legen als andere. Wie also können wir das Problem lösen? Eine bessere Kommunikation der spezifischen Umweltauswirkungen von Verbraucherentscheidungen, ein zuverlässiges und klares Kennzeichnungssystem, mit dem die Verbraucher zwischen mehr und weniger nachhaltigen Produkten unterscheiden können, und die Frage, wie die Verbraucher mit der natürlichen Umwelt umgehen, könnten helfen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der gesellschaftliche Diskurs über Nachhaltigkeit bei Lebensmitteln und teilweise auch bei Kleidung recht weit fortgeschritten ist (aber noch nicht ausreicht), während der Diskurs über nachhaltige Unterhaltungselektronik noch so gut wie nicht vorhanden ist und viele Befragte nicht wissen, was nachhaltige Elektronik ist.
Dies sind nur einige erste Einblicke in die Ergebnisse der SSCO. Unser langfristiges Ziel ist es, eine barometerartige Analyse kritischer nachhaltigkeitsbezogener Themen und Trends im Konsum der Schweizer Bevölkerung zu erstellen. Wir werden unsere Umfragen weiter verbessern und regelmässig durchführen, um verlässliche, umsetzbare Daten zu generieren, die eine bessere Politik zur Verbesserung des Wohlergehens aller ermöglichen. Was Sie über Nachhaltigkeit denken und fühlen, ist wichtig und hilft uns zu erkennen, was wir noch tun können, um eine bessere Zukunft zu schaffen!
NRP Haftungsausschluss Dieses Co-Creation Lab ist eine Syntheseaktivität des Nationalen Forschungsprogramms "Nachhaltige Wirtschaft: ressourcenschonend, zukunftsorientiert, innovativ" (NFP 73) des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Ziel des NFP 73 ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse über eine nachhaltige Wirtschaft zu gewinnen, die natürliche Ressourcen sparsam einsetzt, Wohlstand schafft und die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft erhöht. Das NFP 73 berücksichtigt die Umwelt, die Wirtschaft, die Gesellschaft sowie alle natürlichen Ressourcen und Stufen der Wertschöpfungskette. Mehr über dieses Forschungsprogramm erfährst du unter: http://www.nrp73.ch/en
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