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Transition Zürich: Konsum ist ein politischer Akt

Transition Zürich ist ein Verein in der Stadt Zürich, der sich für nachhaltigen und verantwortungsvollen Konsum einsetzt. Dafür zeigen sie konkrete Handlungsmöglichkeiten auf und stärken Projekte und Geschäfte, die bereits zukunftsfähige Lösungen anbieten. Dadurch zeigen sie, wie wir Wissen und Wille in Taten verwandeln können. Ihr Motto: Machen ist wie wollen, nur krasser!


Jasmin – Präsidentin und Mitgründerin von Transition Zürich – hat unsere Fragen beantwortet.


Jasmin Helg von Transition Zürich.
Jasmin Helg von Transition Zürich.

Jasmin, wer ist Transition Zürich und was macht ihr?


Gestartet hat Transition Zürich im Jahr 2014 als kleine Gruppe, die gerne ihr Wissen über nachhaltigen Konsum der Stadtzürcher Bevölkerung zur Verfügung stellen wollte. Ein weiteres Ziel war, die Züricher Projekte miteinander zu vernetzen. 2015 wurde der Verein gegründet. Es haben viele grössere und kleinere Vernetzungstreffen und Märkte stattgefunden und eine Online-Übersichtskarte mit unzähligen nachhaltigen Konsum-Ideen ist entstanden. Für einige Quartiere gab es sogar gedruckte Quartierkarten – die «Karte der Möglichkeiten». Und immer wieder erscheint ein Newsletter, welcher über Aktuelles und Inspirierendes informiert.


Welchen Beitrag leistet Transition Zürich zu einer ressourcenleichten Wirtschaft?


Als erstes ist es wichtig, dass wir als Konsument:innen verstehen, dass nur weniger Konsum wirklich ressourcenleichter ist. Einfach das selbe «in Grün» zu kaufen unterstützt weiterhin den zwanghaft wachsenden Kapitalismus. Zürich bietet in jeglichen Bereichen tolle Lösungen für einen sozial- und umweltverträglich Konsum, beziehungsweise den Zugang zu den «benötigten Ressourcen». Ob im Bereich Ernährung (Gemüseabo, solidarische Landwirtschaft, Bio- und Unverpacktläden, Bio-Restaurants, etc.), Textilien (faire Labels, lokale Produzent:innen, etc.) oder Kreislaufwirtschaft (Repair-Cafés, Upcycling, selber machen, tauschen, teilen, schenken, etc.), die Webseite bietet auf der Karte viele Inspirationen und weist auf Veranstaltungen hin.

Es geht um Selbstermächtigung der Bevölkerung und das Aufzeigen, dass wenn wir schnelle Lösungen wollen, die Konsument:innen den grösste Hebel darstellen. Dies funktioniert aber nur, wenn es viele sind. Wenn zum Beispiel die Hälfte der Züricher:innen nur noch die Hälfte an Fleisch konsumiert, hat dies automatische eine Auswirkung auf die Wirtschaft. Und zwar schnell. Transition Zürich ist für alle, die nicht auf Politik, Wissenschaft und Wirtschaft warten, sondern schon heute so handeln, wie sie die Welt morgen gerne hätten.


Welche sind die grössten Herausforderungen, mit denen ihr regelmässig konfrontiert seid?


Nur auf ehrenamtlicher Basis zu arbeiten, reicht nicht aus, um ein grosses Publikum zu erreichen. Die finanziellen Mittel, die wir in der Vergangenheit erhalten haben, haben nur gereicht, um etwas zu initiieren, nicht aber um eine Kontinuität gewährleisten zu können. Diese Kontinuität ist aber essentiell, wenn wirklich etwas erreicht werden möchte. Stiftungen und die Stadt Zürich fördern nur, was neu und innovativ ist, nicht aber eine Fortsetzung von etwas, das bereits gestartet hat. Dass dies ein enormer Energie- und Ressourcenverlust ist, haben weder Stiftungen noch die Stadt Zürich verstanden. Eine Plattform wie Transition Zürich ist nicht selbsttragend, da wir «lediglich» einen Service Public bieten.


Wie definiert ihr Erfolg für euch? Und welche Erfolge konntet ihr bereits feiern?


Erfolg für Transition Zürich ist, wenn Menschen durch die Plattform inspiriert werden, ihr Konsumverhalten zu ändern. Durch Rückmeldungen weiss ich, dass dies auch geschieht. Auch die Vernetzungstreffen und Märkte waren gelungene und freudige Anlässe und die über 40’000 verteilten Quartierkarten können wir durchaus als Erfolg feiern.


Jasmin an einem Marktstand von Transition Zürich

Was sind eure Ziele und Visionen für die Zukunft?


Das Ziel bleibt weiterhin, dass jede:r Stadtzürcher:in um seine Möglichkeiten weiss, bewusste Konsum- und/oder Nicht-Konsum-Entscheidungen zu treffen und sich seiner Konsum-Verantwortung bewusst ist. Geld auszugeben ist immer gleichzeitig auch eine politische Aussage. Kaufe ich konventionelle Produkte im Supermarkt, sage ich ja zu Produktionsbedingungen, die oft weder ökologisch noch sozial nachhaltig sind. Ich sage ja zu Ressourcen, die aus Ländern kommen können, welche die Menschenrechte nicht respektieren, in denen Menschen verhungern und/oder Krieg geführt wird. Kaufe ich mein Bio-Gemüse und meine Fairtrade-Produkte im kleinen Quartierladen, sage ich ja zu vertrauensvollen Produzenten, welche enkeltauglich mit der Erde und den Menschen umgehen. Diese Entscheidung muss jeder für sich selbst fällen. Täglich.

Eine starke Vision von Transition Zürich ist ein konkretes Nachhaltigkeits-Zentrum mitten in Zürich. Ein Ort, an dem nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen und Zwängen gehandelt wird. Ein Ort, an dem wir experimentieren können, wie ressourcenleichtes Leben wirklich geht. Ein Ort, an dem es erlebbar wird und eine niederschwellige Berührungsfläche bietet. Ein Ort, an dem der Kapitalismus und der Wachstumszwang der Vergangenheit angehören. Menschen sollen erleben, dass sie aus den schädlichen und/oder intransparenten Konsumhandlungen aussteigen können. Und zwar bereits HEUTE!


Welchen Rat gebt ihr unseren Pionier:innen, die ein Teil des Wandels sein wollen?


Als Konsument:in:


Überlege dir bei jedem Franken, den du ausgibst, was du damit bewirkst. Weisst du, woher das Produkt kommt? Weisst du, wer dahinter steht? Ist das Label oder der Laden für dich ein Vertrauensgarant? Oder kann es sein, dass in deinem Essen Giftstoffe sind und dessen Produktion eine Biodiversität verhindern? Dass Menschen dafür ausgebeutet werden (bio ist nicht gleich sozial!)? Weisst du, ob der Konsum dieses Produktes einen Schaden irgendwo in der Welt anrichtet? Kommt es aus einem Land, in dem Menschenrechte missachtet werden? Oder aus einem Land, in dem Menschen verhungern? Willst du so ein Produkt kaufen? Brauchst du das Produkt wirklich? Brauchst du eine Bohrmaschine, oder doch nur das Loch in der Wand? Kannst du dir vorstellen, Dinge mit andern zu teilen?

Diese Fragen gilt es, sich zu stellen.

Und dann auch die Frage, was hält dich davon ab, nach deinen Werten zu handeln?


Als aktive:r Mitgestalter:in:


Sei ehrlich mit dir selbst: willst du lieber reden oder handeln?

Zu oft wird darüber geredet, was alles schlimm ist und dass Mensch unbedingt etwas tun sollte und es aber nur beim Reden bleibt, weil das Tun dann doch Zeit und Energie fordert.

Wichtig ist, sich selbst klar zu werden, was wirklich das eigene Bedürfnis ist. Wenn dir dies klar ist, suche dir die Projekte raus, welche bereits in diesem Bereich tätig sind. Lerne sie kennen, mach mit und unterstütze sie. Sammle deine eigenen Erfahrungen und lerne daraus, wo du dich wirklich engagieren möchtest.


Machen ist wie wollen, nur krasser!

Weitere Informationen findest du auf der Transition Zürich Webseite.


Und übrigens – für alle Nicht-Zürcher:innen gibt es hier eine Liste aller Transition Towns weltweit.


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